Die NBB, vor 35 Jahren von Tony Arthur Farkas, damals Jungunternehmer und gelernter Holzkaufmann, im niedersächsischen Bad Nenndorf gegründet, setzt „konsequent auf Nahversorgerqualität- und das ausschließlich abseits der Ballungsräume“.
Doch dies ist nicht die einzige Besonderheit, die NBB von anderen Unternehmen, genauer gesagt Franchise-Gebern, in der Branche unterscheidet. Wirklich einzigartig ist bei den äußerst beweglichen Niedersachsen, die 2001 den Sprung in die Rechtsform der Aktiengesellschaft taten, die Tätigkeit als Multi-Systemgeber. Denn statt eines Franchise-Konzeptes bietet NBB mittlerweile gleich deren sechs an, die rund 70 Mitarbeiter in der Systemzentrale aktiv vermarkten und betreuen. Dazu existieren unter dem Dach der Holding derzeit elf Töchter als GmbH oder AG, die die Franchise-Systeme managen.
Die größte und wichtigste Sparte war auch die erste, die Tony Arthur Farkas entwickelt hatte. In der damals gerade richtig angekurbelten DIY-Handelsbranche sahen zahlreiche Partner ihr berufliches Standbein und schlossen sich dem bauSpezi-System an.
Baumarktsortimente bewusst in die Klein- und Mittelstädte zu bringen, die die anderen Ketten damals ebenso bewusst vermieden, war das Ziel. VK-Flächen bis höchstens 4.000 m², regional abgestimmte und hochwertige DIY-Sortimente in Verbindung mit Betreuung und Schulungen für ein kompetentes Personal- ein Konzept, das aufging.
Das zweite NBB-System, der gartenSpezi, kam 1986 dazu. Ein Modul, das sich – in der Branche nicht neu, an den bauSpezi gut andocken ließ, schon damals aufgrund der wachsenden weiblichen Kundschaft.
egesa Garten, egesa Garten Insel, gartenSpezi und Systempartner sind heute an 105 Standorten präsent. Doch nicht nur die reinen DIY-Sortimente wollte NBB bedienen. 1988 entwickelten Farkas und der 1986 dazugestoßene Heinz Dingfelder mit dem MDH (Marketingverbund für Deutsche Holzfachhändler) ein einheitliches Marketingdach samt Infrastruktur (Beratungs und Einkaufsleistungen).
Aber auch sehr spezialisierte Konzepte kamen aus der Ideenschmiede bei Hannover: 1995 starteten vier Standorte unter dem Namen AngelSpezi in einer echten Nische.
Damit ließe sich leben, doch die Rodenberger setzten 2001 noch nach und übernahmen das Kiebitzmarkt-Franchisesystem in ihr Portfolio. Dieser „Landmarkt” traditioneller Provenienz mit Sortimentsstrukturen für Tier, Garten, Freizeit, Haus und Hof erschien den Machern Farkas und Dingfelder als ideale Ergänzung in den konjunkturell immer stärker wegbrechenden DIY-Sparten.
„Wir können unsere Franchisenehmer nicht allein lassen, wenn ihnen in den angestammten Konzepten Umsätze fehlen, müssen wir als Zentrale neue Ideen haben“, betont Dingfelder.
Deshalb wurde die „Kiebitz“-Idee in zwei Betriebstypen neu positioniert. Der Kiebitzmarkt als Stand-alone im Konkurrenzfeld zu den Genossenschaftsmärkten, der Kiebitz-Shop als Shop-in-Shop-System mit anderen NBB-Systemen und schon spezialisiert auf die Sparte Tiernahrung, ein interessanter Markt, wie Dingfelder betont.
Doch Farkas und Dingfelder wissen und betonen, dass Stillstand in der NBB nicht sein kann und darf. Und so sind schon die nächsten konkreten Schritte in der Planung: In Kürze sollen die ersten „bauSpezi-Micro“ an den Start gehen. Auf absolut reduzierter Fläche von 150 bis 200 m² mit Verbrauchsgütern und Schwerpunkten im Eisenwarensortiment will sich auch NBB an dieses Nachbarschaftskonzept wagen. Nach einer Testphase von etwa einem Jahr will man dann multiplizieren, aber nicht ausschließlich als Stand-alone: Hier kann man sich in Rodenberg durchaus das Andocken an Möbelmärkte vorstellen.
NBB ist aber noch vielseitiger: Auch der Profi-Handwerker soll nicht ausgelassen werden. Ein neuer Betriebstyp, der bauSpezi-Baufachmarkt, ist ebenfalls in der Erprobung. Hier könnte man die eigenen gruppeninternen Synergien usw. nutzen. Neben klassischen Baustoffen sieht man Absatzchancen für Profi-Zubehör sowie hochwertige Maschinen und SB-fähige, baustoffnahe Sortimente.
Auch in Sachen „grün“ denkt man bei NBB schon weiter. Nachdem man schon 2002 mit der egesa zookauf eG ein gemeinsames Unternehmen als Joint-Venture gegründet hat, wurde der gartenSpezi in diese Beteiligungsgesellschaft (bislang war man der Bau- und Heimwerkermärkte GmbH angeschlossen) ausgegliedert, und ein eigenes Franchise- System entwickelt. Zielgruppe sind Gartencenterbetriebe, die betriebswirtschaftliche und fachliche Unterstützung aus Rodenberg und Gießen als Partner der NBB egesa Gartencenter GmbH erhalten können.
Die Vergangenheit gibt mit generell positiven Entwicklungen Recht, ständig über neue Systeme nachzudenken. Bereut hat man in den Jahren nicht viel, so Dingfelder und Farkas, Auslandsengagement mal ausgenommen. In Polen hat man etwas schmerzhafter lernen müssen, dass von Deutschland aus verwaltete Konzepte nicht immer funktionieren.
Zufriedenheit also überwiegt bei weitem. Heinz Dingfelder: „Wir haben in 35 Jahren Größe und Ernsthaftigkeit entwickelt und sind heute Spezialisten.”